Organisation
neu denken

Organisationstrends

Was mich schon in meiner Konzernzeit am meisten gestört hat: Organisationen, so wie sie heute funktionieren sind oft dysfunktional und demotivierend. Wir brauchen ein anderes Menschenbild in Organisationen; beziehungsweise ein anderes Bild von Organisationen generell. Mit diesem Thema beschäftige ich mich, seit ich zu arbeiten begonnen habe.

Alle paar Jahre kommt ein neuer Organisationstrend auf. Diese Trends sind aber oft nur neue Verpackungen für dieselben Inhalte. Bis ich dann auf ein Buch gestoßen bin, das mir auf viele meiner Fragen schlüssige Antworten geben konnte. Die Erkenntnisse daraus wende ich seitdem in meiner Arbeit an und lerne selbst laufend dazu.

Literatur

Wie haben sich Organisationen in den letzten Jahrhunderten entwickelt. Warum ist das Arbeiten in vielen heutigen Organisationen so unmotivierend und sinnentleert. Warum sind so viele Menschen unglücklich durch ihre Arbeit. Und wie könnte es anders gehen? Wie wichtig Purpose (also der Zweck) eines Unternehmens ist. Wie Selbstorganisation aussehen kann. Und wie es sich wohl anfühlt, in einer Organisation tätig zu sein, in der man so kommen kann, wie man ist. Und sich nicht verstellen muss. Anschaulich mit sehr vielen Beispielen aus unterschiedlichen Unternehmen.

Traditionelle Organisationsmodelle

In der heute vorherrschenden Organisationsform ist das Bild für die Organisation eine Maschine. Jede Mitarbeiterin ist ein kleines Rädchen, das jederzeit ausgetauscht werden kann. Menschen sind ersetzbar. Deswegen geht es vielen Menschen in klassischen Wirtschaftsunternehmen heute nicht so gut.

Eine weitere Organisationsform hat das Bild der Familie. Der Umgang miteinander ist „netter“ als beim Maschinenbild. Das heißt aber nicht unbedingt, dass mehr weitergeht. Im Gegenteil, es geht hier sehr oft um die persönlichen Beziehungen zwischen einzelnen Menschen. Die Ziele der Organisation geraten dabei oft in den Hintergrund. Viele NGOs befinden sich in dieser Entwicklungsstufe.

 

Die neue Organisation

Die „neueste“ Entwicklungsstufe ist nicht automatisch die beste. Aber die, die in den letzten Jahren immer öfters entsteht. Hier ist das Bild nicht die Maschine und auch nicht die Familie. Sondern ein biologisches System. Wie etwa eine Pflanze, ein Wald oder ein menschlicher Körper. Diese Organisationsstufe hat drei wichtige Kriterien, die den anderen Stufen oft fehlen:

Purpose: der Zweck der Organisation ist für alle klar, transparent und ersichtlich. Dieser Zweck kann aber nicht verordnet werden. Oder durch externe Berater auf schöne Powerpoint Charts geschrieben werden. Dieser Purpose ist vorhanden oder eben nicht. Und kann sich auch weiterentwickeln.

Selbstmanagement: solche Organisationen funktionieren oft nicht streng hierarchisch. Das klingt im ersten Schritt immer sehr chaotisch. Denn wenn keiner Entscheidungen trifft, kann das nur im Chaos enden? Stimmt. Es gibt sehr wohl dezidierte Entscheidungswege. Aber eben nicht die klassisch hierarchischen.

Ganzheit: klingt ein bisschen metaphysisch. Bedeutet aber eigentlich nur, dass Menschen so sein können, wie sie tatsächlich sind.

3 Kriterien

Purpose: Dieser Zweck ist eine Art Leitstern, dem sich alle Unternehmensentscheidungen unterordnen. Also oft auch gegen mehr Gewinn und für mehr Purpose. Kennen Sie Organisationen, bei welchen das der Fall ist? Oder wollen Sie Teil so einer Organisation sein? Also ich schon.

Selbstmanagement klingt nach Chaos, ist es aber nicht. Eigentlich ist es doch unsinnig, dass alle Entscheidungen in der Organisationspyramide ganz oben getroffen werden. Ganz so, also würde das Gehirn im menschlichen Körper jeden Herzschlag und jeden Atemzug aktiv mitbeeinflussen und – entscheiden.

Ganzheit: So akzeptiert werden wie man ist und sich keine Maske aufsetzen müssen. Wer läuft denn schon gerne permanent im Anzug oder Kostüm herum? Und wer macht immer wieder viele Überstunden, weil es so toll ist, kein Privatleben zu haben? Wer gesteht schon gerne Fehler ein?

 

Zweckorientierung

Für neue Lebensmittelsysteme sind diese neuen Organisationsformen fast schon Voraussetzung. Der Zweck oder Purpose muss über dem Gewinn stehen. Den gibt es zwar. Aber der ist nicht nur monetär messbar.

Wir brauchen Organisationsformen, wo kein Zentralorgan alle Entscheidungen trifft. Und viele Entscheidungen automatisch fallen, weil der Purpose diese vorgibt. Nur so können, ähnlich wie bei einem Pilzmyzel, überall kleine Keimzellen neuer Lebensmittelsysteme entstehen. Und es braucht auch nicht viel Expertise, um diese Systeme aufzubauen. Wen es dort hinzieht, soll dort seine Betätigung finden können.

Die Grundlagen und Regeln dieser Systeme sollen immer ähnlich sein. Ähnliche Prozesse, ähnliche IT-Systeme, Austausch und voneinander lernen. Auf der Mikroebene müssen sie aber unterschiedlich mit Leben gefüllt werden. Die Produkte, Produzentinnen und Kundinnen müssen pro Region unterschiedlich sein. Sonst entsteht wieder der Einheitsbrei, den wir heute haben.